Vor ein paar Jahren meldete ich mich an einer Podiumsdiskussion zur Managed Care Abstimmung zu Wort. Ich erwähnte zum Thema Kostenkontrolle, dass der Hausarzt ja Unternehmer sei und damit seine Finanzen im Griff habe oder haben müsste. Damit meinte ich nicht nur die typischen Kosten pro Patient, welche Teil von Managed Care sind. Ich dachte an die Kosten des Unternehmens «Arztpraxis». Für mein Votum erntete ich nicht nur Zustimmung. Mir wurde auch mit klarem Kopfschütteln widersprochen. Die interessante Diskussion ging anschliessen unter der Leitung eines NZZ-Journalisten weiter.
Beim Apéro kam dann ein Arzt aus dem Rheintal auf mich zu. Er begrüsste mich mit den Worten: «ich bin kein Unterehmer und ich will auch kein Unternehmer sein!» Daraufhin entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion, warum ein Arzt unternehmerisch tätig sein sollte und warum nicht. Mein Gesprächspartner bestand darauf kein Unternehmer zu sein. Er wolle Medizin machen, sich um seine Patienten kümmern und dabei Geld für sich und seine Familie verdienen. Er wolle nicht das machen, was andere ihm unter dem Deckmantel Unternehmertum verkaufen. Er weigerte sich standhaft eine Kostenkontrolle für seine Patienten zu führen – das hatte ihm ein Netzwerk als Unternehmertum verkauft. Das war ein frecher Etikettenschwindel. Es löste einen starken Reflex bei meinen Gegenüber aus: Da der Sinn der Kostenkontrolle für ihn nicht ersichtlich war, wollte er diese nicht machen.
Auch wenn er es nicht so nannte; auch dieser Arzt war unternehmerisch tätig. Er hatte mit seiner Praxis Arbeitsplätze geschaffen. Er führte ein Geschäft, seine Praxis, auf eigenes Risiko. Er fällte unternehmerisch Entscheide. Wohlwollend auf diese Punkte angesprochen, stimmte er mir dann doch zu. Er verabschiedete sich von mir mit den Worten «ich bin kein Unternehmer, ich will das nicht!»